- Nusairier
- Nusairi|er,Nosseiri|er, nach ihrem angeblichen Gründer Abu Suaib Mohammed Ibn Nusair (✝ 880) benannte islamische Religionspartei und Sondergemeinschaft; Selbstbezeichnung Alauiten (Alawiten). Verbreitet in Syrien (rd. 12 % der Bevölkerung) und in Libanon (etwa 50 000 Mitglieder). Die religionsgeschichtlich verwandten Alevis (Aleviten) in der Türkei werden offiziell auf etwa 10 Mio. Mitglieder geschätzt. Die Nusairier haben sich früh von den Ismailiten abgespalten und werden wie diese zu den extremen Schiiten gerechnet. Deshalb waren sie seit dem MA Verfolgungen ausgesetzt. Dennoch üben sie bis heute großen politischen Einfluss aus (der 2000 verstorbene syrische Präsident Hafis al-Assad war Nusairier). Kern ihrer Lehren ist die Verehrung Gottes in einer Dreifaltigkeit von Ali (= Mond), Mohammed (= Sonne) und dem Prophetengefährten Salman al-Farisi (= Himmel) sowie Fatimas als einer geschlechtslosen Lichtgestalt unter dem Namen al-Fatir (der »Schaffende«, »Beginnende«). Durch wiederholte Wiederverkörperungen können sich die Seelen reinigen. Die in die Geheimlehren Eingeweihten bilden eine eigene Kaste, die besondere Speisegebote und v. a. christlich beeinflusste Riten zu beachten hat. Unter französischem Mandat (1920-41/44) war das Siedlungsgebiet der Nusairier bei Latakia 1920-36 und 1939-42 als eigener Staat verselbstständigt.R. Dussaud: Histoire et religion des Nosairis (Paris 1900);Klaus E. Müller: Kulturhistor. Studien zur Genese pseudo-islam. Sektengebilde in Vorderasien (1967);K. Vorhoff: Zw. Glaube, Nation u. neuer Gemeinschaft. Alevit. Identität in der Türkei der Gegenwart (1995).
Universal-Lexikon. 2012.